Kirchhoffsche Gesetze

Einleitung

Die Kirchhoffschen Gesetze – Grundlagen der elektrischen Netzwerkanalyse

Die beiden Kirchhoffschen Gesetze bilden – neben dem Ohmschen Gesetz – das Fundament der gesamten Elektrotechnik. Sie beschreiben, wie sich Ströme und Spannungen in elektrischen Netzwerken verhalten. Ohne sie wären weder Fehlersuche, noch Planung, noch Analyse komplexer Schaltungen möglich.

Überblick
1. Kirchhoff: Knotenregel – Ströme
2. Kirchhoff: Maschenregel – Spannungen
1. Kirchhoff

Die Knotenregel (KCL) – Summe der Ströme an einem Knoten

Die Knotenregel sagt aus, dass an einem Knoten (Verzweigungspunkt einer Schaltung) die Summe aller zufließenden Ströme gleich der Summe aller abfließenden Ströme ist.

Σ Irein = Σ Iraus

Dies basiert auf dem physikalischen Prinzip der Ladungserhaltung: Ladung kann nicht einfach „verschwinden“ oder „entstehen“.

I₁
I₂
Knoten
I₃
I₄
Beispiel:
Wenn 2 A und 3 A in einen Knoten hineinfließen und 4 A herausfließen, gilt:
2 A + 3 A = 4 A + Ix → Ix = 1 A
2. Kirchhoff

Die Maschenregel (KVL) – Summe der Spannungen um eine Masche

Die Maschenregel sagt aus, dass die Summe aller Spannungen in einer geschlossenen Schleife (Masche) gleich Null ist.

Σ U = 0

Das bedeutet: Die Energie, die eine Quelle liefert, wird vollständig in den Verbrauchern umgesetzt.

+ U0
− U1 +
− U2 +
Beispiel:
U₀ − U₁ − U₂ = 0 → U₀ = U₁ + U₂
Anwendung

Anwendung in realen Schaltungen

Reihenschaltung

  • Strom überall gleich (Knotenregel trivial)
  • Spannungen addieren sich (Maschenregel)
Uges = U₁ + U₂ + …

Parallelschaltung

  • Spannung überall gleich
  • Ströme teilen sich gemäß Widerständen
Iges = I₁ + I₂ + …

Verzweigte Netzwerke

Hier kommen beide Kirchhoff-Gesetze gleichzeitig zum Einsatz. Vorgehensweise:

  1. Knoten definieren → Ströme einzeichnen
  2. Maschen definieren → Spannungen einzeichnen
  3. Gleichungen aufstellen → lösen
Praxis
In der Fehlersuche misst man zuerst Spannungen (Maschenregel), dann Ströme (Knotenregel).
Beispiel

Praxisbeispiel: Verzweigte Schaltung

Eine Quelle von 12 V speist zwei parallele Widerstände (100 Ω und 300 Ω). Danach folgt ein Serienwiderstand von 50 Ω.

1. Stromverteilung in der Parallelschaltung:

I₁ = 12 / 100 = 0,12 A
I₂ = 12 / 300 = 0,04 A
Iges = 0,16 A

2. Spannungsfall über den Serienwiderstand:

U = Iges · 50 Ω = 0,16 · 50 = 8 V

3. Maschenregel kontrollieren:

12 V − 8 V − (U über parallel) = 0
Wichtig
Kirchhoff-Gesetze dienen als perfekter Prüfmechanismus für eigene Berechnungen.
Fehlerquellen

Typische Fehler bei Kirchhoff

  • Stromrichtungen falsch gezeichnet
  • Vorzeichen bei Spannungen vertauscht
  • Maschen doppelt oder unvollständig definiert
  • Knoten nicht klar gekennzeichnet
  • Falsche Einheit (mA vs A)
Merke
Fehler in der Zeichnung → Fehler in der Rechnung. Immer zuerst sauber skizzieren!
Aufgaben

10 Aufgaben zu den Kirchhoffschen Gesetzen

Pro Aufgabe ist genau eine Antwort korrekt.

1. Was beschreibt die Knotenregel?
Die Summe aller Spannungen ist 0
In jeder Masche ist der Strom gleich
Die Summe der zufließenden Ströme entspricht der Summe der abfließenden
Alle Widerstände an einem Knoten müssen gleich sein
2. Was beschreibt die Maschenregel?
Die Summe aller Spannungen einer geschlossenen Schleife ist 0
Die Summe aller Ströme ist 0
Jeder Zweig hat dieselbe Spannung
In Maschen dürfen keine Quellen vorkommen
3. Worauf basiert die Maschenregel physikalisch?
Auf der Ladungserhaltung
Auf der Temperaturabhängigkeit von Leitern
Auf dem Verhalten ohmscher Widerstände
Auf der Energieerhaltung
4. Was ist ein elektrischer Knoten?
Ein kompletter Stromkreis
Ein Punkt, an dem sich mindestens drei Leitungen treffen
Ein Widerstand mit veränderbarer Last
Eine Spannungsquelle im Leerlauf
5. Warum müssen Stromrichtungen vor Berechnung festgelegt werden?
Damit Vorzeichen bei Kirchhoff korrekt sind
Damit die Widerstände automatisch berechnet werden
Damit Spannungen nicht gemessen werden müssen
Weil Ströme sonst nicht existieren
6. Welche Aussage zu einer Masche ist korrekt?
Eine Masche darf nie Quellen enthalten
Eine Masche beginnt und endet immer bei einem Widerstand
Maschen existieren nur in Parallelschaltungen
Eine Masche ist jeder geschlossene Umlauf in der Schaltung
7. Was gilt in einer Parallelschaltung für Kirchhoff?
Der Strom ist in jedem Zweig gleich
Die Spannung ist in jedem Zweig gleich
Die Summe aller Widerstände ist 0
Es gibt keine Maschen
8. Welche Gleichung ist ein Beispiel für die Maschenregel?
I₁ = I₂ + I₃
U = R / I
U₀ − U₁ − U₂ = 0
R = U + I
9. Wodurch entstehen typische Fehler bei Kirchhoff-Berechnungen?
Zu viele Widerstände
Fehlerhaft gewählte Netzteile
Zu hohe Spannung
Falsche Vorzeichen oder falsch eingezeichnete Pfeile
10. Was zeigt eine korrekte Anwendung der Knotenregel?
Der Gesamtstrom teilt sich logisch entsprechend den Zweigen auf
Die Spannung an jedem Zweig ist identisch
Der Widerstand bestimmt die Maschen
Die Energie bleibt nur im Knoten erhalten

Scroll to Top